Linke Medienkiste #34

 

CRITICAL WESTNESS: GESCHICHTE RECHTEN TERRORS IN DER BRD

Im Gedenken an die rechtsradikalen Pogrome in Rostock-Lichtenhagen als Beispiel für rechte Politik in Ostdeutschland im Jahr 1992 wird oft vergessen, dass in den 1980er Jahren bereits eine Welle rechtsterroristischer Aktionen in der damaligen BRD stattfand. Der Artikel von Ulli Jentsch aus dem Antifa-Infoblatt von 2010 beleuchtet diese und kommt zu folgendem Schluss:

“Der Beginn der 1980er Jahre war die blutigste Zeit des Rechts-Terrorismus, in Deutschland ähnlich wie in Frankreich oder Italien. Ein europäisches Netzwerk hatte sich während der 1970er Jahre formiert, verfügte über Verbindungen zwischen den wichtigsten Filialen des Terrors und auch über personelle Kontakte. Allein bis 1982 wurden von den bewaffneten Neonazi-Terroristen in Deutschland über 20 Menschen ermordet, auch einige Neonazis ließen ihr Leben. Eine Handvoll Organisationen mit einigen Dutzend AktivistInnen agierte erstaunlich selbstbewusst, zum Teil öffentlich; sie besaßen ein Reservoir jugendlicher SympathisantInnen in Wiking-Jugend und Jungen Nationaldemokraten. […]

Die Rolle der alten Nazis im Polizeiapparat, vor allem in den Kriminalpolizeien der Städte und Gemeinden, ist in diesem Zusammenhang völlig unerforscht. Viele Ermittlungsbehörden blendeten die politische Motivation der Täter aus und erklärten sie schnell zu psychopathischen Einzeltätern. Die Suche nach Hintermännern blieb AntifaschistInnen und engagierten JournalistInnen überlassen.” [–> LINK ZUM ARTIKEL]
 
 

ROSTOCK-LICHTENHAGEN

Katharina Warda zeichnet in ihrem lesenswerten Artikel “Eine Stadt, ein Pogrom und die Gegenwehr” die Ereignisse rund um die rechten Anschläge in Rostock-Lichtenhagen nach. Ein Schwerpunkt liegt dabei auf der Perspektive Betroffener, der Gegenwehr von antifaschistisch organisierten Kräften vor Ort, der Frage, wie sich Rostock seit den Pogromen verändert hat und der Bedeutung von Rostock-Lichtenhagen für die bundesdeutsche Geschichtsschreibung:   

“Der Historiker Poutrus bezeichnet Rostock-Lichtenhagen als konstitutives Moment, als „innere Staatsgründung“ der Berliner Republik. Fester Bestandteil: die Das-Boot-ist-voll-Rhetorik. Die SPD stimmt einem faulen Asylkompromiss zu. „Das Thema wird als politisches Problem behandelt, nicht als humanitäre Frage, und unabhängig davon, welchen Gefahren die eigentlichen Betroffenen ausgesetzt sind,“ sagt Poutrus. „Bezeichnend für dieses Moment ist auch die Straflosigkeit der Tä­te­r:in­nen, die eine Art Normalisierung und Legitimation erfahren haben.“” [–> LINK ZUM ARTIKEL]
 
 
 
SEXUALISIERTE GEWALT IN LINKEN STRUKTUREN
 
Bilke Schnibbe stellt in ihrem für Analyse & Kritik verfassten Artikel “Verräter gehen, Vergewaltiger bleiben” anlässlich des Umgang mit Johannes Domhöver, einem Angeklagten aus dem Antifa-Ost-Verfahrens, dem sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, die Frage, warum der szeneinterne Umgang mit Leuten, die mit der Polizei zusammenarbeiten, und jenen, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden, so unterschiedlich ist.
 
 
Schnibbe reflektiert dabei entlang eigener Erfahrungen die unterschiedlichen Formen feministischer Selbstorganisierung im Hinblick darauf, wie Betroffene sexueller Gewalt unterstützt werden können und wo die Möglichkeiten und Grenzen von “linker Täterarbeit” liegen. Dieses bezieht sich auf die ressourcenintensive langfristige Auseinandersetzung mit jenen, denen sexuelle Übergriffe vorgeworfen werden – und dem Umstand, dass Versuche, solidarische Bezüge zu etablieren und Reflektionsprozesse anzustossen von den Beschuldigten unterlaufen werden können. [–> LINK ZUM ARTIKEL
       
 
SEXUELLE ÜBERGRIFFE
 
 
Spiegel-Online berichtet über ein von kanadischen Feministinnen entwickeltes Handzeichen, das in konkreten Übergriffssituationen als Notsignal helfen soll: 
 
“Es ist eine simple Geste, aber sie bietet Opfern von Gewalt die Möglichkeit, heimlich Hilfe zu rufen: Erst wird die Handfläche geöffnet und der Daumen nach innen angewinkelt. Anschließend werden die restlichen Finger auf den Daumen gelegt, sodass eine Faust entsteht. Auf diese Weise hat eine 14-Jährige in Rheinland-Pfalz auf eine mutmaßliche Vergewaltigung hingedeutet. […]
 
Ausgedacht haben sich diese Bewegung Frauen der »Canadian Women’s Foundation« . Die Organisation setzt sich für Geschlechtergerechtigkeit in Kanada ein – und entwickelte das »Violence At Home Signal For Help« im Jahr 2020. Der Hintergrund: In der Pandemie hatten sich Fälle häuslicher Gewalt seither vervielfacht.”
 
Dieses Signal wurde von einer jungen Frau in Ludwigshafen in einer Übergriffssituation so verwandt, dass Passant*innen Hilfe holten. [–> LINK ZUM ARTIKEL]