Corona Update #5

CORONA-ANGST

Viele Leute ergreift derzeit eine Angst vor einer Corona-Infektion, viele anderen verarbeiten immer noch den Kontrollverlust einer sich ausbreitenden Pandemie. In dem Psychologie-Podcast “Quarantäne-Cast: Meine Psyche, Corona und ich” werden psychologische Fragen rum um die gegenwärtige Pandemie behandelt. Hier die Folge zu “Was tun gegen die Corona-Angst?” –> LINK — eine Übersicht über alle Folgen hier –> LINK

CORONA-BEHANDLUNG

Momentan gibt es viele Berechnungen darüber, wann die jeweiligen nationalstaatlichen Gesundheitssysteme angesichts der C19-Pandemie an ihre Kapazitätsgrenzen kommen können. Auslöser hierfür ist die Überlastung des Krankenhaus- und Pflegesektors in Norditalien, was zu einem drastischen Ansteigen der Opferzahlen geführt hat. Hierzu wurde nun eine Karte veröffentlicht, die europaweit die Versorgungsmöglichkeit älterer Menschen, die auf Grund körperlicher Verfassung und Vorerkrankungen besonders durch eine C19-Infektion gefährdet sind, durch die jeweiligen Gesundheitssysteme benennt. Indikator sind hier die Anzahl älterer Menschen pro Krankenhausbett. Hier zeigen sich bereits europaweit massive Unterschiede.

CORONA-FORSCHUNG

Die wissenschaftliche Untersuchung von C19 und die Suche nach einem Impfstoff sind in das gegenwärtige Wissenschaftssystem eingebettet. Insbesondere an der Drittmittelorientierung gibt es immer wieder Kritik, da diese der Forschung eigene Leitlinien auferlegt, die nicht der sinnvollsten Forschung entsprechen und diese verzögern. Christian Drosten, der durch seinen täglichen Corona-Podcast bundesweit bekannt geworden ist (ÜBERSICHT ÜBER PODCAST-FOLGEN), äußerte sich dazu in einem der letzten Podcasts:

Korinna Hennig: Das ist ja ohnehin ein großes Problem im wissenschaftlichen Arbeiten, dass man sagt, auch diese Drittmitteleinwerbung ist immer wichtiger geworden und frisst einen immer größeren Teil der Forscher in ihrer tatsächlichen alltäglichen Arbeit.

Christian Drosten: Wir sehen in der jetzigen Wissenschaftstätigkeit an der Epidemie, dass das Einwerben von Drittmitteln in seinem zeitlichen Umfang nicht mehr zu schaffen ist. Wir brauchen da unbedingt andere Mechanismen, wie wir direkt Geld dahin steuern können, wo es auch wirklich gebraucht wird, wo es wirklich eingesetzt werden kann. Und wo nicht denjenigen, die die Patienten behandeln und beforschen, die Zeit gestohlen wird.” –> PODCAST 23

CORONA-ENTWICKLUNG

In einer Reihe von Beiträgen zu C19 wird weiterhin die These vertreten, dass es sich bei C19 um eine “übliche Grippewelle” handelt. Dass dieses zumindest für New York City nicht stimmt, zeigt anschaulich diese Grafik:

KINDERSCHUTZ

100 Wissenschaftler*innen fordern in einer gemeinsamen Erklärung einen Krisenstab zur mehr Kinderschutz in der Corona-Krise. Im Interview erläutert Maud Zitelmann den Grund für die gemeinsame Erklärung: “Wir wissen, dass viele Kinder und Jugendliche durch die derzeitigen Kontaktsperren massiv gefährdet sind. Häusliche Isolation ist für Heranwachsende, denen in den Familien Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch droht, eine Katastrophe. Für manche ist das lebensgefährlich. Gerade jetzt müssten Kinderschutz und Jugendhilfen ausgebaut werden. Wir erleben seit Tagen aber genau das Gegenteil. Hilfen werden zurückgefahren, Verbindungen gekappt, die gefährdeten Kinder geraten aus dem Sichtfeld.” –> INTERVIEW 

MIETENPOLITIK

In Berlin hat eine Gruppe von Besetzer*innen angefangen, leerstehende Wohnungen zu besetzen und diese an Obdachlose zu übergeben, da diese in der Corona-Krise schutzlos seien: “Die AktivistInnen öffnen die Wohnungen, um sie an Obdachlose weiterzugeben. „Die Coronakrise zeigt nochmals viel deutlicher die Verletzlichkeit von Obdachlosen und Menschen in Lagern.“ Diese hätten „keine Privatsphäre, keine Hygiene, keinen Schutz“, sagt der Besetzer, der sich Kim Schmitz nennt, zu ihrer Motivation. Für mehrere Wohnungen stünden Obdachlose bereit. Sie würden von den AktivistInnen umfassend unterstützt, auch mit Anwälten und dem Versprechen Geldstrafen zu übernehmen, falls die Aktion auffliegt.” –> ARTIKEL

SICHERHEITSPOLITIK

Thomas Gebauer von medico international warnt vor der Überhöhung eines Sicherheitsbegriffs, der oft nur eigene Interessensgebiete und Privilegien verteidigt, und so universelle Menschenrechte außer Kraft setze:

“Wer sich nicht der Logik des Ausnahmezustandes ergeben will, muss für die Idee einer offenen Gemeinschaft freier Menschen streiten. Dazu bedarf es nicht zuletzt eines kritischen Verständnisses von Recht und Sicherheit. Gerade in Krisenzeiten, wenn das Bemühen um Sicherheit Hochkonjunktur hat, ist das vonnöten. Wer wäre in unsicheren Zeiten nicht für Sicherheit? Die Sache aber ist komplizierter. Bei aller Verführung, die im politischen Streben nach Sicherheit liegt, bleibt unklar, was unter Sicherheit verstanden wird, wer Sicherheit definiert und für wen sie geschaffen werden soll. […]
Wer von Sicherheit spricht, hat zuallererst die eigene Sicherheit im Blick – eine Sicherheit, die an bestimmte Territorien oder Privilegien gebunden ist. Für das Prinzip der Universalität, auf das sich die Menschenrechte gründen, gibt es in sicherheitspolitischen Überlegungen keinen Platz. Drängen Menschenrechte auf den Einschluss aller, kommt Sicherheit mit Abschottung aus. Mit Sondermaschine werden in diesen Tagen 100.000 Tourist*innen aus fernen Urlaubsgebieten zurückgeflogen, aber ein paar tausend schutzsuchenden Flüchtlingen die Aufnahme verweigert.” –> ARTIKEL

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