In dieser Kolumne schreibe ich Gedanken auf, die sich aus linker Perspektive mit einer sich abzeichnenden autoritär-staatlichen und kapitalistisch-profitgetriebenen digitalen Vollüberwachung auseinandersetzen.
Nach den Enthüllungen von Edward Snowdon wird viel über heimliche staatliche “Hintertüren” bzw. backdoors in Anti-Viren-Programmen und anderer Schutzsoftware spekuliert, über die mensch durch staatliche Sicherheitsbehörden ausgespäht werden können. Wie kommen diese zustande? Meist wird von einer direkten Drohung der Sicherheitsbehörden an die jeweiligen Unternehmen ausgegangen, backdoors einzubauen und den Zugang dazu den Sicherheitsbehörden zur Verfügung zu stellen – andernfalls würde ihre Software vom Markt genommen.
Jetzt ist ein Überwachungs-Fall aus den 1970ern bekannt geworden, der sich anders darstellt. In diesem hatten der BND und der CIA selbstständig und heimlich einen der bekanntesten Firmen zur Herstellung von Chiffriermaschinen aufgekauft, das Unternehmen selbst weiterbetrieben und so die gesamte Kommunikation der Firmen-Kund*innen mitgelesen. –> LINK ZUM ARTIKEL
Vielleicht auch schon ein Modell für heute? Fahren staatliche Sicherheitsdienste eine Doppelstrategie aus (a) direkter staatlicher Drohung gegen die Betreiber*innen von Kommunikationsdiensten und (b) einer eigenen Beteiligung am Überwachungsmarkt, um die von ihnen geforderten Informationen über das gesellschaftliche Alltagsleben zu erhalten?
Und was bedeutet es, wenn staatliche Überwachungsakteure nicht nur die von anderen Akteuren erhobenen Daten “abgraben”, sondern selber die Entwicklung der Überwachungstechnologie und das Marktgeschehen, z.B. als Anbieter von Anti-Viren-Software, direkt mitgestalten?