Monthly Archives: October 2021

heute (do, 28/10/2021; 16h) in berlin: anti-repressionsdemo nach mord an roma durch griechische polizei

hey ihrs,

heute 16h ist in berlin anti-repressionsdemo der roma-community vor der griechischen botschaftanlass: mord diese woche durch griechische polizei an einem roma.

kommt gerne rum!

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Aus dem Aufruf:

“Kundgebung // Donnerstag, 28.10.2021, 16 Uhr // Vor der Griechischen Botschaft Berlin, Kurfürstendamm 185

Wir rufen zu einer Kundgebung für Gerechtigkeit für den Rom Nikos Sampanis, der am Samstag, den 23. Oktober 2021, von der griechischen Polizei in Perama bei Athen brutal erschossen wurde.

Wir fordern eine lückenlose Aufklärung und Bestrafung der Täter. Darüber hinaus fordern wir ein Ende der Polizeibrutalität in Griechenland, Deutschland und weltweit!

Der 20-Jährige Nikos Sampanis und seine zwei jüngere Verwandte versuchten in der Nach von Freitag auf Samstag in einem gestohlenen Fahrzeug vor der Polizei zu fliehen, als diese über zwanzig Schüsse auf den Wagen feuerte – und zwar nicht auf die Reifen, sondern auf die Insassen. Nikos wurde mindestens zweimal getroffen. Nikos‘ 16-jähriger Beifahrer wurde lebensgefährlich im Bauch getroffen, der dritte Mann konnte fliehen.

Diese Tat war weltweit nicht die erste. Die Liste von Roma*, die durch Polizeihand gestorben sind, wird immer länger. Erst im Juli erreichte uns die Nachricht über den 14-jährigen Morais da Silva Matos, der in Brasilien von der Polizei erschossen wurde. Im Juni trauerten wir um den tschechischen Rom Stanislav Tomáš, dem ein Polizist minutenlang auf seinem Hals kniete, bis er kein Lebenszeichen mehr von sich gab. Im Juni 2020 starb der 39-jährige Daniel Jiménez auf der Polizeistation in Algeciras, Spanien – angeblich hat er Selbstmord begangen. Im September 2019 starb Eleazar Garcia, 30 Jahre alt und geistig zu 75% beeinträchtigt, wehrlos an einem Herzinfarkt, nachdem er kurz zuvor auf brutalste Weise vom Sicherheitsdienst und der Polizei von Gijón (Spanien) festgehalten wurde. Im März 2014 unterlag der 26-jährige Gabriel-Daniel Dumitrache auf der Polizeistation von Bukarest, Rumänien, zahlreichen Verletzungen durch einen Polizisten.

Wir gehen am Donnerstag, um 16 Uhr, auf die Straße, um gegen diese unerträglichen Umstände zu protestieren. Justice for Nikos Sampanis! Stop police brutality! Act for Roma Lives!”

#act4romalives

Spendenempfehlungen 10/2021

hey ihrs, 

mit der kohle ist das ja so ne sache, aber trotzdem: paar euronen gehen immer.

darum hier meine 3 spendenempfehlungen für berlin:

1) kältehilfe berlin (–> INFO)

EMPFÄNGERIN: Bank für Sozialwirtschaft
IBAN:  DE56 1002 0500 0003 3601 02
BIC:    BFSWDE33BER
Verwendungszweck: GEBEWO gGmbH “Kältehilfe/Wohnungslosenhilfe”

2) medibüro berlin (–> INFO)

EMPFÄNGERIN: Gesundheit für alle Berlin e.V.

IBAN: DE 17 4306 0967 1217 7292 00

BIC: GENODEM1GLS (GLS Bank)

VERWENDUNGSZWECK: [offen]

3.) bff – bundesverband frauennotrufe und frauenberatungsstellen (–> INFO)

EMPFÄNGERIN: bff: Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe – Frauen gegen Gewalt e.V.

IBAN: DE54520604100003901440

BIC: GENODEF1EK1 (Evangelische Bank)

Konto: 3901440

Verwendungszweck: Spende

walk on!

Digitale Welt (News)

Digitale Anonymität und politische Meinungsäusserung

“Jugendsünden im Internet – Was bedeuten sie für junge Erwachsene?
Auch frühere Generationen äußerten sich in der Jugend politisch und machten Fehler. Doch im Unterschied zu heute wurden diese nicht im Internet gespeichert.” –> ARTIKEL

Digitalisierte Arbeitsverhältnisse

“Umfrage in Deutschland: Jeder Achte fürchtet wegen Digitalisierung um seinen Job.
Zwölf Prozent der Beschäftigten in Deutschland haben laut der Unternehmensberatung EY Angst, dass ein Roboter oder Computer ihren Arbeitsplatz übernimmt. Neue Technologien haben bei vielen bereits Teile des Jobs ersetzt.” –> ARTIKEL

Digitaler Autoritarismus in der Grenzpolitik der EU

“Frontex und Europol: Wie Geflüchtete digital verfolgt werden
EU-Agenturen raten, verstärkt Mobiltelefone von Asylsuchenden auszulesen und geben dazu Handreichungen. Apps zur Verschlüsselung oder Verschleierung von Standorten werden in einem neuen Bericht als „Gegenmaßnahmen“ zur Überwachung beargwöhnt.” –> ARTIKEL

Digitaler Kapitalismus reloaded: Kritik des Start-Up-Mittelstands

“Google, Amazon, Facebook. Deutsche Start-ups kritisieren Datenmonopolisten” –> ARTIKEL

2. Jahrestag des rechtsradikalen Terroranschlag von Halle

Ich habe gerade den wikipedia-Artikel (–> LINK) zum rechtsextremen Attentat von Halle vor 2 Jahren gelesen, weil ich mich zum Jahrestag nicht ausreichend informiert fühlte. Sehr lesenswerte Zusammenstellung, tolle Recherchearbeit – Lesen bildet manchmal wirklich und wikipedia kann so vieles, wenn es richtig genutzt wird.

Trotzdem bleibt Halle natürlich ein historisches Ereignis voller deutscher Abgründe: Rechtsradikalismus, Antisemitismus, anti-muslimischer Rassismus, Anti-Feminismus, gekränkte Männlichkeit und deutschnational geprägtes Weltbild, unkritische und unabgegrenzte Mütterlichkeit – die Mutter des Attentäters ist Ethiklehrerin, hat geahnt, das was passiert, es aber nicht hinbekommen, gegen ihren Sohn und dessen rassistische Mord- und Terrorabsichten zu intervenieren.

Dazu zögerliche, unfähige und wie in Hanau auf den “Einzelfall” abonnierte Sicherheitsbehörden, die der Bitte der Synagoge nach Polizeischutz VOR dem attentat nicht nachgekommen sind.

Und schliesslich rechte Online-Netzwerke, die wegen der Einzelfall-These nicht weiterverfolgt wurden, obwohl sie den Attentäter mit antisemitischem und rassistischem Gedankengut angefüttert, als Typ hervorgebracht und gepusht haben. Und sich im per Helmkamera übertragenen Online-Livestream an der Mord-Tat ergötzt, den Stream mitgeschnitten und in rechtsradikalen Kommunikationsnetzwerken global weiterverbreitet haben. Egal: was laut deutscher Behörden zählt, ist der konkrete Einzelfall – entsprechend wurden die Online-Kontakte des Halle-Attentäters auf rechten Chat-Boards und Gaming-Portalen im Rahmen der Ermittlungen nicht konsequent weiter erforscht und verfolgt. Das ist kaum zu akzeptieren.

Schließlich als Attentäter ein junger Mann*, der von den Gutachtern als “sehr intelligent” und voll schuldfähig eingestuft wurde. Die Tat entsprang keiner Psychose oder so, sondern einer stabilen rechtsradikalen Persönlichkeit. Dazu passt, dass der Attentäter im Nachhinein nur um die weissen Kartoffel-Deutschen trauert, die er “ungeplant” getötet oder verletzt hat, aber bis heute (!) sagt, dass sein Ziel “primär Juden, dann aber auch Muslime umzubringen”, richtig war. Und der im Gericht offen sagt, dass er es nochmal macht, wenn er jemals wieder rauskommt. Und der nun gleichzeitig eine Haftstrafe mit Sicherungsverwahrung bekommen hat, und höchstwahrscheinlich im Knast verrecken wird.

Und gegen all das gibt es direkt seit der Tat den energischen Widerstand der überlebenden Opfer, der Opferfamilien, der Nebenkläger*innen, der jüdischen Gemeinde in Halle und Restdeutschland, von den Besitzer*innen des Döner-Imbisses. Jener Imbiss, in dem ein junger Mann mit geistiger und körperlicher Behinderung erschossen wurde, weil der Attentäter ihn auf Grund seiner Haarfarbe für einen “Muslim” hielt. Sickness here we come.

Die Besitzer des Imbisses hatten im Prozess eine vielbeachtete Rede gehalten, genau wie viele andere Betroffene vor und während des Prozesse:

“Im September 2020 sagten beide Brüder aus. Ismet Tekin erklärte, er habe in vier Sprachen für den Mörder ein Wort gefunden: „Feigling.“ Dann sprach er fast eine Stunde lang über die Verstorbenen, über Respekt, Solidarität, Erziehung, Verantwortung, Schmerz und Resignation: Er habe aufgehört, sich um die deutsche Staatsbürgerschaft zu bemühen. Ein deutscher Pass sei für dunkelhäutige Menschen ja doch nichts wert. Zuletzt sprach er den Täter direkt an: „Sie haben auf ganzer Linie versagt. Ich lebe, mein Bruder lebt. Entstanden ist noch mehr Liebe und Zusammenhalt. Wir werden nicht weggehen. Und wissen Sie, was? Ich werde Vater, ich bekomme ein Kind. Und ich werde das Beste geben, es hier großzuziehen.“ Er erhielt Beifall.”

Solche Aussagen stehen gerade trotz der eigenen Betroffenheit für den Kampf um Mitmenschlichkeit und Solidarität. Sie zeigen aber auch die politische Verwüstung, die ungebremster rechtsradikaler Terror hinterlässt: von klinisch attestierten posttraumatischen Störungen, der Trauer um die Toten und einem Gefühl der rassismusbedingten Entwurzelung, weil die weiße Mehrheitsgesellschaft es mal wieder versäumt hat, vor und nach dem Tat ihren Arsch engagiert hoch zu kriegen, und Empathie und Support für die Betroffenen zu zeigen, gegen rechte Strukturen anzugehen, Fehler einzugestehen und Rechtsradikalismus nicht als temporäres, sondern als strukturelles, tief im Alltag verankertes Problem zu betrachten.

Die Wortbeiträge der Betroffenen aus dem Prozess zeigen, wie tief der Bruch bei den Angegriffenen in ihrem Gesellschaftsverständnis ist, wenn eine rechtsradikale Kartoffel meint, sich über das Leben von “Juden und Muslimen” zu erheben und diese “auslöschen” zu wollen – und diese Haltung nicht vom Rest der Bevölkerung sofort radikal angegriffen und ausgegrenzt wird. Es bleibt eine menschenrechtliche Lücke – die rassistische Infragestellung der eigenen Existenz – die unkittbar als Differenz zu einem solidarischen Zusammenleben bleiben wird.

Darum meine Empfehlung: lest den wikipedia-Artikel (–> LINK) – danach seid ihr etwas mehr auf dem Laufenden, was Doitschland, seine menschenfeindlichen Abgründe und daraus resultierende Taten angeht.

Halle is not forgotten.

Möglichkeiten & Grenzen einer Enteignung und Vergesellschaftung technologischer Infrastruktur wie facebook & instagram

 

bisher sind daten zu den folgen eines häufigen sozialen medienkonsums auf das alltagsverhalten, insbesondere bei kindern, sehr rar. in den usa ist jetzt im zuge einer anti-facebook-aktion durch eine whistleblowerin (–> BERICHT) folgendes über instagram (teil von fb) herausgekommen:

“Aus der Serie von Berichten im »Wall Street Journal« in den vergangenen Wochen schlug besonders schwer der Artikel ein, in dem es um interne Untersuchungen zum Einfluss von Instagram auf junge Nutzer ging. Unter anderem hieß es in dem Bericht von Facebook-Forschern, bei zahlreichen Teenagern – vor allem Mädchen – verstärke Instagram die Unzufriedenheit mit dem eigenen Körper, was wiederum Auswirkungen auf die psychische Gesundheit habe.”

mmh, was folgt daraus?

 

soziale medien verteufeln ist aus meiner sicht quatsch.

aber die frage wäre, ob eine enteignung und vergesellschaftung der sozialen medien und das ende ihrer profitorientierung etwas zum positiven verändern würden? wenn ja, was?

und wie weit kann eine neuaufstellung der sozialen medien, z.b. eine vergesellschaftung von insta als foto-sharing-app, etwas emanzipatorisches im sinne einer pluralität von körperbildern bewirken, wenn wir z.b. weiterhin in einer essgestörten gesellschaft mit entsprechenden körperbildern und inhalten leben?

eine simple staatliche zensur oder verbote und account-sperrungen durch die tech-konzerne kann hier m.e. nicht die antwort sein – sondern hier muss, gerade im systemtransformierenden übergang, eine gesellschaftliche lösung und emanzipatorische standards für eine angemessene informationelle vernetzung und kommunikation gefunden werden.

genauso wichtig ist aber, die sozialen medien nicht zum fetisch zu erklären, sondern konkrete gesellschaftliche lösungen für jene gesellschaftlichen probleme zu finden, über die in sozialen medien kommuniziert wird – seien es essgestörte körperbilder oder nazis und deren inhalte. vergesellschaftung bedeutet daher nicht nur eine intervention in die eigentumsstruktur und die kommunikationsinfrastruktur, und die frage, wie die neu geschaffenen eigentumsformen formal und substantiell kollektiv verwaltet und organisiert werden sollen – sondern eine debatte darüber, wie sich die in sozialen medien abgebildete gesellschaft insgesamt verändern sollte.