Corona-Update #10

Linke Elternschaft

Teresa Bücker hat einen sehr lesenswerten Beitrag über Belastungen von Eltern in der Pandemie geschrieben, über die Doppelt- und Dreifachbelastungen und vor allem die seit nun 2 Jahren ausbleibenden individuellen Ruhe- und Erholungsphasen.

Sie endet mit dem Plädoyer für eine andere Gesellschaftsform – von der wir bereits wissen, dass sie besser und weniger belastungsintensiv organisiert werden könnte – was aber bisher auf Grund konkurrierender, vor allem kapitalistischer Interessenslagen bisher nicht geschehen ist:

„Welche Art von Gesellschaft könnten wir sein, wenn unsere Arbeitsorganisation Menschen nicht mehr so erschöpfen würde, dass sie ihre Freizeit am Abend am liebsten im Liegen und vor dem Smartphone verbringen? Wären wir andere Menschen? Es gibt genug Wissen und Ideen, wie wir Existenzsorgen auflösen, bezahlte und unbezahlte Arbeit fair verteilen können und die Arbeitsbedingungen in allen Bereichen so verändern, dass eine Überlastung durch Beruf, Sorgearbeit oder die Kombination von beidem zur Ausnahme wird. Eltern-Kind-Kuren könnten überflüssig werden, da Familie plus Beruf machbar würde, ohne regelmäßig über die eigenen Grenzen gehen zu müssen. Sollten wir das nicht versuchen?“ [–> LINK]

Linke Forderungen

Andreas Wulf hat für die gesundheitspolitische NGO Medico International die Corona-Pandemie vor dem historischen Hintergrund der Kämpfe um die Verbreitung von HIV / AIDS und den Zugang zu entsprechenden Medikamenten betrachtet. Daran anschliessend entwickelt er sehr einsichtige linke Forderungen im Hinblick auf die Dominanz von Pharma-Unternehmen – gerade und besonders im Vergleich zu den von ihm abgelehnten Querdenken-Positionen. [–> LINK]

Soziale Spaltung und Wut

Margarete Stokowski hat einen sehr anschaulichen Text mit dem Titel “Wütende Grüsse vom Krankenbett” geschrieben, der ihre Wut auf den politischen Umgang mit der Pandemie und die immer stärker ignorierten sozialen Spaltungen zum Thema hat.

Sehr lesenswert – auch im Hinblick auf die Frage, ob es OK ist, als Einzelne momentan wütend (auf wen eigentlich?) zu sein:

„Was mich wütend macht, ist, dass wir jetzt sehr lange über eine »Spaltung der Gesellschaft« zwischen Coronaleugnern/-verharmlosern und allen anderen geredet haben, während die anderen Spaltungen, die wesentlich dramatischer sind, unter den Tisch fallen: die Spaltung zwischen denjenigen, die eine Infektion gut wegstecken können und denen, die das nicht können. Oder die Spaltung zwischen denen, die sich locker zu Hause isolieren können und denen, die alte oder kranke oder behinderte Menschen pflegen und nicht so leicht ersetzt werden können.

Oder die Spaltung zwischen denen, die auf die aktuellen Infektionszahlen mit einem zynischen »jetzt ist auch egal« reagieren und denen, die längst völlig jenseits der Grenze ihrer Kräfte sind, zum Beispiel Eltern oder Risikopatient*innen oder Pflegekräfte oder Angehörige von Schwerkranken. Oder die Spaltung zwischen denen, denen die Pandemie finanziell kaum schadet und denen, die längst ihre Ersparnisse aufgebraucht haben, weil sie nicht so arbeiten können wie vorher.“ [–> LINK]

Wer sind die Nicht-Geimpften? 

Yaak Pabst hat sich in einem lesenswerten Artikel für den “Freitag” mit der Gruppe der Nicht-Geimpften auseinandergesetzt. Neben der aus seiner Sicht in vielen Meinungsumfragen überbetonten rechten politischen Ausrichtung eines Teils dieser Gruppe beschäftigt er sich aber vor allem mit der sozialen Lage vieler Impfgegner*innen:

„Was bei der Debatte um die Ungeimpften indes völlig untergeht, ist der Zusammenhang von Impfstatus, Armut, Bildungsabschluss, Wohnort sowie Diskriminierungs- und Rassismus-Erfahrungen. Viele Impfkampagnen laufen sozial asymmetrisch. In den Vierteln der Reichen bestehen gute bis sehr gute Angebote, in den Vierteln und Regionen mit hoher Armut wenig bis schlechte. Auch in Deutschland sind Menschen mit geringen Einkommen überproportional unter den Ungeimpften vertreten, ebenso Menschen mit Migrationshintergrund“. [–> LINK]

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